Die Daimler-Truck-Aktie legt seit ihrem Börsendebüt vor gut einem Jahr um 12% zu. Das Kursziel bis Mitte 2023 ist 35 Euro, sofern es mit dem Konjunkturaufschwung auf den wichtigen Lkw-Absatzmärkten Europa und USA klappt. Auf Einjahressicht sind sogar 40 Euro drin.
Bei der Abspaltung von der Mercedes Group (Spinoff) und dem Börsendebüt ist die Euphorie recht groß. Der Kurs der Daimler-Truck-Aktie klettert zwischen 10. Dezember 2021 und 14. Januar 2022 von 29,80 Euro auf 35,40 Euro (+19%). Ein Jahr später notieren die Anteilsscheine des weltgrößten Nutzfahrzeugherstellers bei 31,80 Euro (Stand: 03.02.2023).
Die hochgespannten Erwartungen der Käufer werden nur teilweise erfüllt. Viele rechnen mit einem Durchmarsch des Aktienkurses auf 40 Euro. Im Jahr 2022 stellt sich das angesichts des schwierigen Börsenumfeldss jedoch als eine Nummer zu groß heraus.
Hintergrund
Die Inflation schießt über das Ziel hinaus. Dann kommt noch der Ukraine-Krieg, der Verbraucher und Unternehmen mit erheblich steigenden Energiekosten belastet, hinzu. Die konjunkturelle Abkühlung ist perfekt. Vor allem in Europa werden nicht so viele Güter transportiert, wie man sich das bei Daimler Truck vorstellte.
Infolge purzelt der Aktienkurs bis Mitte Mai 2022 auf 22 Euro. Wer die Daimler-Truck-Aktie bei 35 Euro in der Annahme eines raschen Anstiegs auf 40 Euro kauft, steht zu diesem Zeitpunkt vor einem Scherbenhaufen: -38% Buchverlust. Eine Dividende gibt es auch nicht.
1. Wiederanstieg
Bis Juni 2022 klettert die Daimler-Truck-Aktie auf 30,05 Euro. Auf dem für Daimler Truck wichtigen nordamerikanischen Markt läuft die Wirtschaft robust weiter. Die US-Wirtschaft präsentiert sich trotz den stärksten Leitzinserhöhungen seit 30 Jahren der Notenbank Federal Reserve erstaunlich robust.
Der Anstieg stellt sich jedoch als Schnellschuss heraus. In Europa geht man zu diesem Zeitpunkt davon aus im Winter zu frieren. Russland dreht den Gashahn ab. Die Daimler-Truck-Aktie fällt bis Ende September auf 23,35 Euro (-22,3%). Das Geschäft des LKW-Bauers ist stark abhängig von Konjunkturverläufen. Dies kommt im Aktienkurs zum Ausdruck.
2. Wiederanstieg
Mit Beginn des 4. Quartals 2022 versucht die Daimler-Truck-Aktie zum zweiten Mal auf Anstiegskurs zu gehen. Die Gasspeicher werden überraschend schnell aufgefüllt. Überdies hält das milde Wetter den Gasverbrauch tief. Konjunkturindikatoren wie der ifo-Geschäftsklimaindex hellen sich auf. Der Aktienkurs klettert bis Anfang Dezember steil auf 31,15 Euro.
Auf den steilen Anstieg folgt eine Korrekturbewegung, und so taucht die Aktie zweimal unter 30 Euro. Im Gegensetz zu den Abstürzen im Jahr 2022 um 37% und 22% fällt der Kursverlust mit 7% moderater aus. Ende Januar 2023 setzt dann eine neuer Anstieg ein. Die Daimler-Truck-Aktie klettert auf 31,80 Euro.

Daimler Truck streicht Forschungsgelder für Verbrennungsmotoren zusammen. Die Weiterentwicklung bestimmter Motoren wird künftig Deutz übernehmen. Anstatt die Motorenlizenzen für Cash zu verkaufen, erwirbt Daimler Truck eine 4,19-prozentige Beteiligung an Deutz. Diese Entscheidung deckt eine alte Schwachstelle von Daimler auf: Man tanzt auf zu vielen Hochzeiten.
Deutz will die Daimler-Motoren für Land- und Baumaschinen weiterentwickeln und mit synthetischen, umweltfreundlichen Kraftstoffen betreiben. Das ist nicht Kerngeschäft von Daimler Truck. Die durch die Beteiligung hervorgerufene industrielle Verflechtungen ist daher kritisch zu hinterfragen:
- Warum fokussiert sich der Vorstand nicht zur Gänze darauf, das ihm zur Verfügung gestellte Eigenkapital mit dem Verkauf von Lkw, dem Kerngeschäft, zu mehren?
- Hat der Vorstand ein zu hohes Interesse seinen Macht- und Einflussbereich in der deutsche Industrie auszudehnen?
- Wenn ja, geschieht das auf dem Rücken der Aktionäre, weil dadurch künftige Dividendenzahlungen geschmälert werden?
Ergebnis
Die Daimler-Truck-Aktie ist auf Anstiegskurs, und so dürfte es nur eine Frage der Zeit sein, bis die Höchstmarke bei 34,97 Euro vom 14.01.2022 geknackt wird. Das Unternehmen steht in den Startlöchern von einem Konjunkturaufschwung auf den wichtigen Absatzmärkten Europa und Nordamerika zu profitieren.
Wermutstropfen bleibt die nicht konsequent genug erscheinende Fokussierung auf das Kerngeschäft. Hinzu kommen hohen Kosten und eine im Vergleich zum LKW-Hersteller Volvo Group niedrige Eigenkapitalrendite.
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