BASF Aktie Entwicklung 2023 / Aktienkurs Prognose 2025

15. Februar 2023 Liniendiagramm BASF Aktie 2003-2023 mit rotem Abwärtspfeil

Der Aktienkurs von BASF hat wegen dem sich abzeichnenden Rekordumsatz von 89 Milliarden Euro und einer hohen Dividende kurzfristig Platz nach oben. Gute Nachrichten kommen auch von der Kostenseite. Wegen dem Gaspreis-Absturz könnte die ohnehin schon hohe Dividende von BASF die Erwartungen übertreffen. 2024/25 ist hingegen ein Rückgang des Aktienkurses angezeigt. Der weltgrößte Chemiekonzern muss bei seinen Gewinnmargen besser werden. Die Chancen, dass das gelingt, stehen bestenfalls fifty-fifty. Hinzu kommt das neue Klumpenrisiko China.

In den ersten neun Monaten 2022 hat BASF seinen Umsatz auf 68,0 Milliarden Euro gesteigert. Damit ist der Konzern auf Kurs den im Vorjahr erzielten Gesamtumsatz von 78,6 Milliarden Euro merklich zu übertreffen. Bei der für die Dividendenausschüttung maßgeblichen Gewinnentwicklung ist laut bisheriger Guidance von Vorstandschef Martin Brudermüller Sand im Getriebe. Ein Gewinn von 6,8-7,2 Milliarden Euro vor Zinsen und Steuern (EBIT) peilt man an (2021: 7,8 Milliarden Euro). Diese Ende Oktober getroffene Prognose könnte sich als zu niedrig angesetzt herausstellen.

BASF hatte in den ersten neun Monaten 2022 wegen steil gestiegenen Gaspreisen 2,2 Milliarden Euro zusätzliche Kosten gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Dann kam es allerdings zu einer plötzlichen Trendwende. Die Gaspreise sanken zwischen Oktober 2022 und Februar 2023 von 165 Euro je Megawattstunde (MWh) auf 54 Euro (-67%). Den erdrutschartigen Absturz des Gaspreise hatte niemand kommen sehen. BASF dürfte mit nahezu 99,9-prozentiger Wahrscheinlichkeit auf Basis eines höheren Gaspreise seine Guidance für das EBIT abgegeben haben.

Überdies hat sich das Wirtschaftswachstum nicht so scharf abgeschwächt wie letzten Herbst befürchtet worden war. Voll gefüllte Auftragsbücher der Industrie deuteten daraufhin, dass die wirtschaftliche Abschwächung im Winter milde ausfallen dürfte, heißt es in einer Pressemitteilung des Bundeswirtschaftsministeriums vom 7. Februar 2023. Der ifo-Geschäftsklimaindex ist inzwischen seit vier Monaten ununterbrochen am steigen. Demzufolge dürfte BASF bessere Geschäfte gemacht haben als vorausgesagt.

BASF Aktie günstig?

Der Aktienkurs von BASF legte seit Anfang 2023 von 48 Euro auf 51,06 Euro (14.02.2023) zu. Ist die Aktie trotz des Anstiegs um 6% immer noch ein Kaufkandidat? Ein Blick auf das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) liefert die Antwort. Dividiert man den aktuellen Kurs durch den Gewinn je Aktie von 5,63 (Analystenschäzungen), ergibt sich ein KGV von 9. Ein einstelliges KGV für den nach Umsatz größten Chemiekonzern der Welt ist ein klares Zeichen einer unterbewerteten BASF-Aktie.

Multipliziert man alle ausstehenden Aktien zum aktuellen Börsenkurs ergibt sich ein Unternehmenswert (Marktkapitalisierung) von 46,1 Milliarden Euro. Die Vermögenswerte abzüglich aller Schulden (Buchwert) betragen 40,8 Milliarden Euro. Daraus resultiert ein Kurs-Buchwert-Verhältnis von 1,17. Auch das ist ein niedriger Wert und ein Hinweis auf eine Unterbewertung.

Die hohe Dividende im Vergleich zum aktuellen Aktienkurs ist schmackhaft. BASF ist ein extrem verlässlicher Dividendenzahler. Seit mehr als 20 Jahren wird die Dividende jedes Jahr erhöht. Beeindruckend: BASF hatte seine Dividende auch in den rabenschwarzen Börsenjahren 2000 (New Economy Bubble), 2007 (Finanzkrise) und 2020 (Covid) gesteigert. Die letzte Bardividende betrug 3,40 Euro je Aktie und wurde am 4. Mai 2022 ausbezahlt.

Wer die BASF-Aktie zum aktuellen Kurs kauft, kann damit eine Dividende von 3,50 Euro fest einkalkulieren. Das entspricht einer Dividendenrendite von 6,9% und könnte sich als veritabler Inflationsausgleich erweisen. Die Inflationsrate in Deutschland dürfte nach 7,9% im Jahr 2022 auf gegen 5% in 2023 zurückgehen.

Möglicherweise zahlt BASF wegen gesunkenen Kosten im Zuge das Gaspreisrückgangs und höheren Umsatzerlösen in Folge der milderen Konjunkturabkühlung sogar eine höhere Dividende von 3,60 Euro.

Solide Bilanz

Das Verhältnis kurzfristige Vermögenswerte zu kurzfristigen Verbindlichkeiten (Current Ratio) beträgt 1,75. Das ist ein guter Wert. Rechnet man den Lagerbestand von 13,7 Milliarden heraus, ergibt sich ein Quick Ratio von 1,07. Das liegt im Bereich "ausreichend". BASF erhöhte seinen Lagerbestand im letzten Geschäftsjahr überproportional um 3,8 Milliarden Euro.

Hintergrund: Kommt es hart auf hart (Pleite), wird ein Unternehmen seine Vorräte nur schwer los, weshalb sicherheitsorientierte Investoren das Quick Ratio bevorzugen.

Die Gesamtschulden im Verhältnis zum Eigenkapital betragen 93%. Das könnte niedriger sein. Ein Verhältnis unter 80% wäre vorzuziehen. Insofern sollte der Vorstand wieder etwas aufs Gaspedal steigen. 2021 tilgte BASF 10,8 Milliarden Euro Finanz- und ähnliche Verbindlichkeiten. 2020 hatte man noch 13,6 Milliarden Euro zurückbezahlt.

Insgesamt hat BASF seine Schulden aber im Griff. Im abgelaufenen Geschäftsjahr erwirtschaftete BASF vor Zinsen und Steuern 7,8 Milliarden Euro. Die Zinsaufwendungen lagen bei 482 Millionen Euro. BASF kann also aus seinem operativen Gewinn 17-mal die Zinsen bezahlen. Das ist ein sehr guter Wert und macht die BASF-Aktie sicher.

Gewinnwachstum

Wie viel bleibt von den Umsatzerlösen als Nettogewinn hängen? Im letzten Geschäftsjahr machte BASF aus 78,6 Milliarden Euro einen Nettogewinn von 5,5 Milliarden Euro. Die Nettoumsatzrendite betrug damit tiefe 7%. 2020 schrieb das Unternehmen pandemiebedingt rote Zahlen. 2019 hatte die Nettoumsatzrendite bei 14,2%, 2018 bei 7,5% und 2017 bei 9,5% gelegen.

Im sinkenden Aktienkurs kommt die verringerte Eigenkapitalrendite zum Ausdruck. So purzelte die BASF-Aktie in den letzten fünf Jahren von 95,30 Euro auf 51,06 Euro (-46%). Vorstandschef Brudermüller, der seit Mai 2018 der Konzern leitet, wird kein CEO sein, der den Unternehmenswert merklich gesteigert hat.

Sein Vorgänger, Kurt Bock, hatte zwischen 2011 und 2018 den Unternehmenswert um ein Viertel erhöht. Jürgen Hambrecht (2003-2011) hatte sogar ein Plus von 140% vorzuweisen.

Die Eigenkapitalrendite (Return of Equity, RoE) überzeugt nur auf den ersten Blick mit zweistelligen Werten: 2021: 13,5%, 2020: 0%, 2019: 20,2%, 2018: 13,4%, 2017: 18,0%. Der 5-Jahrestrend zeigt nach unten. Dass BASF beim RoE nicht länger nahe 20% ist und sich stattdessen auf 10% runterbewegt, ist ein Indiz überzogener Kosten und erhöhtem Wettbewerbsdruck. Die Konkurrenz schläft nicht.

Brudermüller könnte hier mit einer Äußerung schlafende Hunde geweckt werden: Bei der Telefonkonferenz zur Berichterstattung über das 3. Quartal hob der CEO hervor, dass Deutschland nebst anderen europäischen Ländern im Jahr 2022 lediglich ein Drittel zum Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) beisteuerten. Der Rest der Welt kam auf zwei Drittel.

2015 hatte Deutschland nebst Europa noch zwei Drittel zum EBIT beigetragen, der Rest der Welt ein Drittel. Die seit Jahren sinkende Nettoumsatzrendite ist ein Hinweis darauf, dass das Geschäft von BASF außerhalb Europas (mit Ausnahme Chinas und Ländern mit hohem Pro-Kopf-Einkommen wie USA, Kanada, Australien) margenschwächer ist.

Das kann zum einen daran liegen, dass BASF in vielen Regionen (z. B. Südostasien, Lateinamerika) tätig ist, die aufgrund niedrigen Pro-Kopf-Einkommen und ertragsschwachen Körperschaften nicht so viel bezahlen können. Überdies dürfte dort der Wettbewerbsdruck oft höher sein. Beispielsweise begünstigen niedrigere gesetzliche Standards für chemische Produkte die dortigen Konkurrenten von BASF.

Konkurrenten

DowDuPont aus Amerika und Chinas Sinopec sind die größten Wettbewerber. Der US-Chemiekonzern ist bei Umsatz und Mitarbeiterzahl kleiner als BASF. Die Chinesen haben eine höhere Marktkapitalisierung und eine dreieinhalb Mal so große Belegeschaft. Beim Know-how dürfte BASF den Spitzenplatz einnehmen. Die immateriellen Vermögenswerten, das sind Patente, Schutzrechte, Lizenzen etc., haben laut der Konzernbilanz einen Wert von 13,5 Milliarden Euro.

Dass der Vorstand letzten Sommer die Genehmigung für den Bau eines riesigen Verbundstandortes für 10 Milliarden Euro im südchinesischen Zhanjiang gab, zeigt: Das Know-how in der Chemieindustrie ist eine Kernkompetenz von BASF, als es schwer von den Wettbewerbern imitierbar ist und eine große Wertschätzung bei den Kunden genießt. Daran dürfte sich in den nächsten fünf bis zehn Jahren nichts ändern. Von dieser Seite gibt es also grünes Licht für den Kauf der BASF-Aktie.

Abwanderung

Die mit der letzten Quartalsberichterstattung im Herbst aufgekommenen Gerüchte, wonach BASF Deutschland den Rücken zukehren könnte, darf man nicht überbewerten. Für die kurzfristig orientierte Börsenberichterstattung waren die Abwanderungsgedanken ein gefundenes Fressen. Dazu muss man wissen: Die Arbeitgeber in Deutschland haben einen Hang die Lage pessimistischer darzustellen als sie tatsächlich ist. Damit will man die Politik aufwecken.

Das Management von BASF ist da keine Ausnahme: "Zum einen wächst der europäische Chemiemarkt seit rund einem Jahrzehnt nur noch schwach", erklärte Brudermüller. Zum anderen setzten der deutliche Anstieg der Erdgas- und Strompreise die chemischen Wertschöpfungsketten unter Druck. Letzteres hat sich inzwischen wegen das Gaspreis-Absturzes wieder gelegt. Die Erstgenannte Problematik ist ein "alter Hut". Der Vorstand wird dafür bezahlt das zu lösen.

Cashflow

BASF's freier Casflow überzeugt auch Kritiker. Der Cashflow aus der laufenden Geschäftstätigkeit von 7,2 Milliarden Euro abzüglich der Investitionen von 3,5 Milliarden Euro ergibt einen freien Cashflow von 3,7 Milliarden Euro. Das war mehr als im Covid-Jahr 2020 (2,3 Mrd. Euro) und etwas mehr als 2019 (3,65 Mrd Euro). Allerdings waren die freien Cashflows 2018 mit 4,0 Milliarden Euro und 2017 mit 4,8 Milliarden Euro höher.

Der freie Cashflow gibt zwei wichtige Informationen: Zum einen zeigt er, wie viel Geld für Dividendenzahlungen, Aktienrückkaufprogramme und Schuldentilgungen zur Verfügung steht. Zum anderen ist er die maßgebliche Einflussgröße, um den Unternehmenswert (Intrinsic Value) unabhängig von den Schwankungen der Börse zu ermitteln. Ist der Intrinsic Value je Aktie höher als der aktuelle Aktienkurs, ist das für langfristige Investoren ein bedeutsames Kaufargument.

Setzt man den freien Cashflow (3,7 Mrd. Euro) ins Verhältnis zu den Umsatzerlösen (78,6 Mrd. Euro), ergibt sich ein Wert von 5%. Das bedeutet: Jedes Mal, wenn BASF eines seiner chemischen Erzeugnisse für 100 Euro verkauft, landen 5 Euro in der Kasse. Die Kennzahl exkludiert Waren, die von BASF-Kunden noch nicht bezahlt sind. Hier besteht immer das Risiko eines Zahlungsausfalls.

Fazit:

Es ist nicht aus der Luft gegriffen zu sagen, dass die Weltwirtschaft ohne BASF nicht funktioniert. Die Konkurrenten aus Europa und den USA sind deutlich kleiner. Die Chinesen haben nicht das Know-how. Chemie scheint immer noch eine deutsche Paradedisziplin zu sein. BASF hat jedoch ein Kostenproblem, und das nicht erst seit dem steil steigenden Gaspreis infolge des Ukraine-Kriegs. Das zeigt der seit fünf Jahren sinkende Aktienkurs und die bröckelnde Nettoumsatzrendite.

Überdies liegt der Verdacht nahe, dass der Vorstand den Konzern suboptimal für die kommenden fünf bis zehn Jahren ausrichtet. Die 10-Milliarden-Investition in China ist eine riskante unternehmerische Entscheidung. Den einen oder anderen mag das an den Vorstand von Thyssenkrupp erinnern, der mit gewaltigen Fehlinvestitionen in Brasilien und den USA das Unternehmen fast in den Konkurs trieb. Schickt sich China an Taiwan zu übernehmen, wird BASF einen massiven, womöglich existenzbedrrohenden finanziellen Schaden davontragen.

Die BASF-Aktie schrammt trotz stets steigenden Dividendenzahlunen und niedrigen Schulden am Status einer Value Aktie, die die Kriterien eines Warren Buffets erfüllt, vorbei. Dafür fehlt dem Unternehmen die notwendige Stabilität. Es ist sehr schwer vorherzusagen, wie sich die Verkäufe und Margen chemischer Erzeugnisse in den nächsten fünf- bis zehn Jahren entwickeln. Das gilt umso mehr für Investoren, die sich mit chemischen Erzeugnissen kaum auskennen und die vielen Länder, in denen BASF tätig ist, nur aus TV-Dokumentationen kennen. Das dürfte jedoch die große Mehrheit sein.

Die niedrige Bewertung der BASF-Aktie, wie sie im Kurs-Gewinn-Verhältnis, Kurs-Buchwert-Verhältnis und der hohen Dividendenrendite zum Ausdruck kommt, ist daher keine attraktive Kaufgelegenheit. Es ist nicht vergleichbar mit dem Vorgehen Warren Buffett's bei Coca Cola. Buffett hatte jahrelang gewartet, um Coca Cola zu einem niedrigen KGV zu kaufen. Als die Aktie dann aufgrund unternehmerischen Schwierigkeiten kurze Zeit günstig war, schlug das Orakel von Omaha zu.

Buffett war sich sicher, dass Coca Cola wieder auf die Beine kommen wird, da es weltweit eine der stärksten Marken ist und die Nachfrage für die Limonnade nicht abreißen, sondern kontinuierlich steigen wird.

Die sich eintrübende Lage bei BASF ist etwas Permanentes, was der inzwischen seit fünf Jahren sinkende Aktienkurs zeigt. Wer die Aktie des Chemiekonzerns kauft, setzt damit auf einen Trendwechsel, sieht also bereits den sprichwörtlichen Silberstreif am Horizont steigen. Das kommt einer Spekulation nahe.

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