Nach dem steilen Anstieg des Euro-USD-Kurses von 0,95 auf 1,10 (+16%) setzt die Gegenbewegung ein. Ist für den Euro die Marke von 1,10 USD eine zu harte Nuss? Oder gelingt es ihm sich aus der problematischen Situation zu befreien, den Erwartungen der Deutschen Bank gerecht zu werden, und auf 1,15 zu steigen?
"Der EUR/USD-Kurs könnte in Q2 bzw. Q4 bei 1,10 bzw. bei 1,15 liegen", sagt die Deutsche Bank zu einem Zeitpunkt, zu dem der Kurs bei 1,0650 steht. Alsbald die globale Wachstumsdynamik zunehme und das Ende der US-Leitzinserhöhungen absehbar sei, werde das den Dollar abschwächen, erwartet Deutschlands größte Bank.
Eine 10-jährige US-Staatsanleihe rentiert aktuell bei 3,9%. Nach Abzug der Inflation von 6,4% ergibt sich ein Realzins von -2,5%. Eine in der Qualität höherwertige deutsche Bundesanleihen rentiert bei 2,6%. Subtrahiert man die hohe Inflation von 8,7%, bleibt ein im Vergleich zu den USA mehr als doppelt so schlechter Realzins von -6,1%.
Hierbei handelt es sich allerdings um eine Momentaufnahmen. Um einen Rückgang der Inflation herbeizuführen, werde die Europäische Zentralbank (EZB) ihren Leitzins stärker anheben als die US-Notenbank (Fed), erwarten Devisenexperten. Daraus schlussfolgern sie Aufwärtspotenzial für den Euro-Dollar-Kurs 2023.
Die Commerzbank geht sogar noch einen Schritt weiter. Sie sagt: Der Euro-Dollar-Kurs "sollte weiter steigen, wenn sich in den USA Zinssenkungen klarer abzeichnen." Gleichzeitig attestiert sie der Euro-Entwicklung sich in den vergangenen Monaten deutlich erholt zu haben, was auf die abgeklungene Gasmangellage zurückzuführen sei.

Um seine Anstiegsambitionen zu wahren, muss der Euro erneut in die Offensive gehen. Doch das ist leichter gesagt, als getan. Aktuell dominiert wieder der Dollar. Bevor sich das ändert, sind weitere Euro-Kursverluste angezeigt.
Der Eurokurs ist seit Anfang Februar in der Defensive. Er verlor vier Cents und sank auf 1,06 USD. Ein erneuter Anstieg auf 1,10 USD gestaltet sich damit schwierig. Stattdessen muss sich der Euro zunächst auf Verteidigung konzentrieren.
Es gilt der gegenwärtigen Talfahrt des Euro-USD-Kurses bei 1,0450 ein Ende zu setzen. Im März muss der Euro dann auf diesem Kursniveau eine Double-Bottom-Formation bilden. Dies wäre zugleich eine bullische Flagge und würde den Weg für einen Wiederanstieg auf 1,10 im zweiten Quartal 2023 ebnen.