Amerika kommt von der hohen Sockelinflation schneller runter als Europa, und so sinkt der EUR/USD-Kurs auf 1,08. Damit gewinnt die US-Leitwährungen Vertrauen und Stabilität zurück. Die Inflationsbekämpfung der Europäischen Zentralbank (EZB) bleibt voller Ungereimtheiten.
Eines kann schon jetzt mit Sicherheit gesagt werden: Die Die USA sind bei der Inflationsbekämpfung entschlossener vorgegangen. Die US-Notenbank (Fed) begann vier Monate vor der EZB die Zinsen zu erhöhen. Überdies ist es unwahrscheinlich, dass die im Hintergrund schwelende US-Bankenkrise aus dem US-Dollar eine Risikowährung macht.
Die Zeiten, in denen es für 1 Euro mehr als 1,10 Dollar gab, sind vorbei. Aktuell wird es eng für den Euro, nachdem er seit Anfang Mai von 1,11 auf 1,0750 USD absackte. Die jährliche Inflationsrate der USA sinkt auf 4,9%. Sie ist damit auf dem niedrigsten Stand seit zwei Jahren. Im Juni 2022 hatte die Teuerung bei 9,1% gegipfelt. So viel Geldentwertung hatte es zuvor im Jahr 1981 in den USA gegeben.
Die Halbierung der Inflation können die Amerikaner auch ihrem starken Dollar verdanken. Er hat sich seit Anfang 2021 um 13 Prozent gegenüber dem Euro aufgewertet. Der Dollar-Index, der die US-Währung gegenüber einem Währungskorb der wichtigsten Handelspartner exklusive China abbildet, legte 15% zu.
Hochpreisinsel
Im Euroraum war die Inflation im April mit 7%, in Deutschland mit 7,2% ungewöhnlich hoch. Hintergrund ist das halbherzige Vorgehen der EZB. Sie fing verspätet an die Zinsen zu erhöhen. Anstatt nun das versäumte wieder aufzuholen, schwebt ihr bereits eine Zinspause vor. Die französische Notenbankchefin Lagarde ließ den Leitzins zuletzt um 0,25% anstatt um 0,50% erhöhen.
Das zeigt den europäischen Schlendrian bei der Inflationsbekämpfung: Man beginnt die Zinsen mit einer Verspätung von vier Monaten zu erhöhen, schickt sich aber an, mit den Amerikanern zusammen in die Zinspause zu gehen. Dem EZB-Leitzins von 3,75% steht einem US-Leitzins von 5,25% gegenüber.
Überschuldete Euro-Staaten zahlungsfähig zu halten, ist das zweite, inoffizielle Ziel der EZB. Zwischen diesem Ziel und der Geldwertstabilität pendelt die EZB hin und her. Dem Euro ist das natürlich nicht verborgen geblieben. Wer es bei der Inflationsbekämpfung schleifen lässt, bezahlt das mit einer weicheren Währung.
Würde Frau Lagarde den Inflationsanstieg mit entschlossenen Leitzinserhöhungen bekämpfen, wäre die Euroraum-Inflation heute schätzungsweise bei 4% und der Euro härter.
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