Goldpreis bei 1500 oder rauf auf 5000 Dollar? Ein Pro und Contra

Goldpreisentwicklung 2019-2022 grafisch dargestellt

Der Goldpreis hat auf die hohe Inflation bisher nicht reagiert, und so fristet das gelbe Edelmetall bei 1800 Dollar ein Schattendasein. Weil die Zinsen steigen, sei der Goldpreis Ausblick 2022 abwärtsgerichtet, sagen Pessimisten. Die Optimisten verweisen auf den starken US-Dollar. Dieser hätte die Goldpreisentwicklung 2021 nach unten gedrückt. 2022 sei Schluss damit, der Goldpreis werde kräftig steigen.

In Europa und den USA ist die Geldentwertung so hoch wie seit 30 Jahren nicht mehr. Überdies werden die Leitzinsen von den Notenbanken im historischen Vergleich extrem tief gehalten. Der Goldpreis konnte daraus bisher kein Kapital schlagen. Denn im Fokus der Anleger standen und stehen die Aktienmärkte. Die Börsenhausse führte zu Mittelabflüssen aus den großen Gold ETF's. Die frei werdenden Summen wurden in Aktien gesteckt.

Die Experten haben sich mit ihren Goldpreis Prognosen verheddert: 2022 werden die Notenbanken die Geldpolitik straffen. Das entziehe dem Aktienmarkt Liquidität. Infolge würden Börsianer nervös und sich Gold zuwenden, meint die Commerzbank. Umgekehrt wird ein Schuh draus, sagen die Rohstoffexperten von ABN Amro. Eine straffere Geldpolitik mit höheren Leitzinsen schmälere den Wert von Gold. Die niederländische Bank rechnet mit einem Goldpreis von 1500 Dollar für Ende 2022.

Großanleger bremsen Kleinanleger

"Den Menschen dürfte langsam, aber sicher klarer werden, dass die Inflation kein vorübergehendes Phänomen ist", zitiert Börse Online Carsten Mumm von der Hamburger Privatbank Donner & Reuschel. "Da Gold als Wertspeicher und Krisenwährung gilt, müsste dessen Wert kräftig steigen."

In der Praxis ist es allerdings so, dass Großanleger bestimmen, wohin sich der Goldpreis entwickelt. Ihnen stehen – auch wegen der von den Notenbanken jahrelang betriebenen ultraexpansiven Geldpolitik – sehr viel höhere Summen zur Verfügung als Kleinanlegern. Fakt ist: Die großen Vermögensverwalter haben Gold bisher die kalte Schulter gezeigt.

Eine Abschwächung des US-Dollar führt zu einem höheren Goldpreis. Darin sind sich die meisten Experten einig. 2021 wertete der Dollar auf breiter Flur auf. Zum Euro legte er 7% zu. Wegen den rasant gestiegenen amerikanischen Staatsschulden und dem sich im Zuge der Corona-Pandemie weiter vergrößerten US-Handelsdefizit müsste der Dollar 2022 beginnen in eine mehrjährige Abwertung hineinzulaufen, lässt sich argumentieren.

Weil die US-Notenbank (Fed) Leitzinserhöhungen für das zweite Quartal 2022 angekündigt hat, lässt die Dollar-Abwertung über die Schiene ausufernde US-Schulden und Defizite auf sich warten. Der Punkt, an dem die Fed eingestehen muss, dass sie die Zinsen wegen den hohen US-Schulden kaum anheben kann, ist bisher nicht erreicht. Wird er erreicht oder käme es zu einer Wirtschaftsabkühlung in den USA, mit der eine straffere Geldpolitik vom Tisch wäre, müsste der Goldpreis kräftig steigen.