Wie geht es mit dem Goldpreis weiter? Jim Rogers rechnet mit Anstieg

"Der Goldpreis ist mir bei 1.800 US-Dollar noch zu hoch. Ich kaufe noch nicht", sagt der Rohstoffexperte Jim Rogers. Die Goldpreisentwicklung ist trotz dekadenhohen Inflationsraten und einer Papiergeld-Flutung nie dagewesenen Ausmaßes seit über einem Jahr am sinken.

Der Knoten wird früher oder später platzen, der Goldpreis kräftig zulegen, suggeriert Rogers im Interview mit dem Magazin Euro am Sonntag. "Eine gerne verwendete Absicherung gegen Inflation sind Gold und Silber. So was will man unter dem Bett verstecken. Ich werde auch Gold und Silber kaufen, aber jetzt noch nicht", sagt Rogers.

Die Inflationsrate in Deutschland lag im August 2021 laut Statistischem Bundesamt bei 3,9%. Das war der höchste Stand seit Dezember 1993. In den USA stiegen die Verbraucherpreise um 5,3% gegenüber dem Vorjahresmonat.

Allein die Europäische Zentralbank (EZB) hat sei Pandemiebeginn im März 2020 3,5 Billionen Euro gedruckt. Dieses Geld hat sie beinahe zur Gänze verwendet, um Schuldscheine der Euroländer zu erwerben. Die Käufe von italienischen Staatsanleihen hat sie stark übergewichtet.

Amerikanische Notenbank und kleine Zentralbanken wie die Bank von England sind ebenfalls keine Kinder von Traurigkeit. Auch hier werden die Staatsschulden mit aus dem Nichts geschaffenen Papiergeld finanziert. Monetarisieren nennt man das im Fachjargon. Weil die Notenbanken aufgrund der hohen Staatsschulden die Zinsen nicht mehr anheben können, spricht von Fiskaldomininanz.

Gold braucht frustrierend lang

Der Goldpreis hat die Vermengung von Geld- und Fiskalpolitik, wie man sie bisher nur aus Bananenrepubliken und einigen Ländern Lateinamerikas kannte, bisher weitgehend ignoriert. Der Westen hat mit dem US-Dollar und Euro die mit Abstand wichtigsten Papiergeld-Währungen der Welt.

Chinas Eigenbrötler-Präsident Xi kann und will das Finanzsystem und den chinesischen Devisenmarkt nicht öffnen. Der Alibaba-Gründer Jack Ma hatte eine solche Öffnung gefordert und verschwand umgehend von der Bildfläche.

Russland ist ein wirtschaftlicher Zwerg. Der Rubel hat ein Stellenwert wie einst die griechische Drachme. Brasilien und Indien sind, was ihre Währungen angeht, ebenfalls Totalausfälle.

Und so bleibt der Finanzwelt nichts anderes übrig als im "guten alten Westen" zu bleiben. Aus der Sicht von Gold-Anhängern werden US-Dollar und Euro trotz ausufernder Monetarisierung der Staatsschulden frustrierend langsam abgestraft.

"Ich denke, die Preise von Gold und Silber werden noch eine Zeit lang korrigieren. Wenn sie noch etwas weiter gefallen sind, dann werde ich einsteigen", kündigt Rogers an.