Die Ölpreise haben seit dem Beginn des 4. Quartals 2022 kräftig zugelegt. Nordseeöl Brent kostet 99,50 US-Dollar pro Fass (159 Liter) per 7. Oktober 2022. Wegen der überraschenden Kürzung der Förderung durch die OPEC dürfte dieser Preis jedoch bald schon wieder überholt sein. Folglich ist auch der Preistrend von Heizöl aufwärtsgerichtet.
Zu Monatsbeginn haben die die Vertreter der Organisation erdölexportierender Länder und ihre Verbündeten (OPEC plus) eine Kürzung der Förderung um zwei Millionen Fass beschlossen. Dass das von Saudi-Arabien angeführte Kartell inmitten einer Energiekrise den Weltmarkt mit weniger Öl versorgt, ist eine dicke Überraschung. Auslöser war der deutliche Rückfall des Ölpreises von 127 Dollar im Juni auf 84 Dollar Ende September.
"Brent wird seinen Weg zu $100 pro Fass schneller finden, als wir bisher angenommen haben", sagen die Rohstoffexperten von Morgan Stanley. Der Anstieg der Ölpreisentwicklung 2023 werde von einem Angebotsdefizit von 900.000 Fass pro Tag untermauert. Bislang war man von einem Defizit von 200.000 Fass ausgegangen, erläutert die Bank.
Von "dramatischen Veränderungen" des Gleichgewichts zwischen Angebot und Nachfrage spricht der Chef der Rohstoffabteilung der niederländischen ING Bank, Warren Patterson. Es werde ein "großes Angebotsdefizit" über das gesamte Jahr 2023 geben.
Die US-Regierung ist sehr verärgert über den Schritt der OPEC. Steigende Ölpreise spielen Russland in die Hände und trüben die Stimmung der US-Haushalte vor den Kongresswahlen ein. In Washington denkt man laut darüber nach, wie man Saudi-Arabien bestrafen bzw. sanktionieren kann.
Heizölpreis
Die Heizölpreise gehen wieder auf Anstiegskurs. 100 Liter Heizöl kosten knapp 170 Euro. Vor dem Opec-Beschluss waren es 152 Euro. Auf dem inländischen Heizölmarkt bieten private Haushalte und Unternehmen die Heizölpreise nach oben. Unternehmen aus dem Verarbeitenden Gewerbe, die normalerweise Erdgas nutzen, steigen auf Heizöl um. Erdgas ist bekanntermaßen noch teurer als Heizöl.

Der schwache Euro macht Öl noch einmal zusätzlich teurer: Nach langem Zaudern und Zögern will sich die Europäische Zentralbank (EZB) dem Thema annehmen. Man müsse von der immer noch sehr expansiven Geldpolitik abrücken. Tue man dies nicht, würde die Abwertung des Euro den Inflationsdruck weiter verstärken, ist im Protokoll der letzten EZB-Sitzung nachzulesen.
Der Euro hat sich gegenüber dem US-Dollar zwischen Mai 2021 und September 2022 von 1,23 auf 0,95 (-22%) abgeschwächt. Wäre die EZB früher bereit gewesen den Leitzins zu erhöhen, hätte man die Abwertung auf etwa 10% begrenzen können. Heizöl, Superbenzin und Diesel könnten daher über den Daumen gepeilt um 12% günstiger sein.
Die Schweiz macht vor, wie es geht: Der Schweizer Franken schwächte sich zum US-Dollar lediglich um 10% ab. Zum Euro wertete er 14% auf. Ergebnis: Die Inflationsrate in der Schweiz sank im September von 3,5% auf 3,3%. In Deutschland stiegen die Verbraucherpreise hingegen mit einem Tempo von 10%.
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