Immobilienpreise: Was passiert, wenn die Blase platzt?

Die Immobilienpreisentwicklung 2021 steigt so steil wie noch nie. Um zweistellige Raten legen die Preise für Häuser und Wohnungen in Deutschland zu. In Österreich und der Schweiz klettern die Immobilienpreise ebenso steil. Ein Einfamilienhaus, das 2021 noch 400.000 Euro kostete, ist plötzlich 440.000 Euro wert. Wie lange geht das noch gut? Was passiert, wenn die Immobilienblasen platzen?

Die Immobilienpreise für Häuser und Eigentumswohungen lagen im zweiten Quartal 2021 um 10,9% höher als im zweiten Quartal 2020, meldet das Statistische Bundesamt. Es handelte sich um den stärksten Anstieg seit 2000. In diesm Jahr begannen die Statistiker die Immobilienpreisentwicklung zu erheben. "Die Preisdynamik im Bereich des selbst genutzten Wohneigentums hat sich im Zuge der Corona-Pandemie noch einmal verstärkt", berichtet das Institut Gewos."

Man sollte sich mit dem Gedanken anfreunden, das wir uns inmitten einer Immobilienblase befinden. Die Notenbanken haben die Zinsen im Laufe der Corona-Pandemie weiter gedrückt. An der konventionellen Leitzinsschraube konnte man zwar nicht mehr drehen. In Deutschland und Österreich liegt der Leitzins je nach Lesart zwischen 0 und -0,50 Prozent. Die Schweiz hat einen Leitzins von -0,75 Prozent.

Die Notenbanken haben dennoch ein Instrument, um die Kreditkosten zu drücken: Mit dem Ankauf von Staatsanleihen erhöhen sie die Anleihenkurse. Im Gegenzug sinkt der Zins auf eine 10-jährige deutsche Bundesanleihe, an der sich die Kosten für eine Immobilienfinanzierung sehr stark orientieren.

Die Politik des billigen Geldes hat einen Inflationsanstieg herbeigeführt. Die jährlichen Inflationsraten in Deutschland und Österreich kletterten zuletzt auf 4,5 Prozent bzw. 3,6 Prozent. Das macht Immobilien als Geldanlage noch interessanter. In der Schweiz blieb die Teuerung hingegen bei einem Prozent verankert. Weil die Schweiz die negativsten Zinsen auf der Welt hat, wissen aber auch hier viele nicht wohin mit dem Ersparten und flüchten ins Betongold.

Wann platzt die Blase?

Das ersten Anzeichen für das Platzen einer Immobilienblase ist, wenn einkommenschwächere Käufer Probleme bekommen ihre Kreditraten abzubezahlen. Die Banken bilden Rückstellungen, woraufhin ihre Aktienkurse (sofern sie an der Börse gelistet sind) absacken. Eine steigende Arbeitslosigkeit ist damit regelmäßig der Beginn für das Platzen einer Immobilienblase.

Zwar hat sich die Konjunktur in den letzten Monaten abgekühlt. Es gibt Gegenwind von den sehr hohen Energiepreisen. Mit einem deutlichen Anstieg der Arbeitslosigkeit rechnen Experten aber nicht.

Die größte Unbekannte ist die wirtschaftliche Entwicklung nach dem Auslaufen der massiven staatlichen Corona-Hilfen. Stabilisieren Deutschland, Österreich und die Schweiz ihr jährliches Wachstum Post-Corona bei einem Prozent, könnten sich die hiesigen Immobilienmärkte wie in Kanada entwickeln, wo es seit Jahrzehnten nur nach oben geht.

Anders sähe es bei einer neuerlichen Finanzkrise oder Euro-Krise aus. Die Exzesse an den Finanzmärkten sind schlimmer als vor 2008, die Schulden der Staaten sehr viel größer. Anders als damals greifen die Notenbanken bei jedem kleinen Anflug einer konjunkturellen Verlangsamung ein. Sollte die Inflation jedoch auf zehn Prozent oder mehr hochschießen, wäre die Epoche der Interventionspolitik vorbei. Scharfe Rezessionen wie zu Beginn der 1980er-Jahre wären die Folge. Die Immobilienblase müsste nun tatsächlich platzen.