Die Immobilienpreisentwicklung in Deutschland ist während Corona-Pandemie weiter gestiegen. Der konjunkturelle Abschwung war recht kurz und knackig, und konnte dem Immobilienmarkt nichts anhaben. Umgekehrt wurde sogar ein Schuh draus: Die Pandemie hat die Immobilienpreise wegen der steigenden Inflation und höheren Ansprüchen der Käuferschaft weiter angeheizt. Inzwischen steigen die Preise nicht mehr steil. Ein Trend, der sich 2022 fortsetzen dürfte.
"In der gesamtdeutschen Betrachtung zeigten sich die Preise für Wohnimmobilien im abgelaufenen Jahr unbeeindruckt von der anhaltenden Corona-Pandemie", berichtet das Portal Immobilienscout24. "In hochpreisigen Metropolmärkten wie Frankfurt am Main, Köln, München und Hamburg zeichnet sich allerdings eine Tendenz zu stagnierenden Preisen und leichten Preiskorrekturen ab."
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat auf ihrer Zinssitzung im Juli 2021 Leitzinserhöhungen bis zum Jahr 2025 ausgeschlossen. Darüber hinaus hat die Euro-Notenbank ihr Inflationsziel aufgeweicht. Künftig werde sie auch Inflationsraten von über zwei Prozent tolerieren.
In Deutschland kletterten die Verbraucherpreise im Juli 2021 um 3,8% gegenüber dem Vorjahresmonat. Einen so starken Anstieg hatte es zuletzt 1993 während des Wiedervereinigungs-Booms gegeben.
Die galoppierende Inflation müsste von der EZB eigentlich mit Leitzinserhöhungen zurückgedrängt werden, sagen Kritiker. Stattdessen komme da für die Teuerung viel Rückenwind aus Frankfurt. Das von der EZB aufgeweichte Inflationsziel dürfte daher noch mehr Leute dazu veranlassen, Immobilien zu kaufen. Makler berichten bereits von einem Trend zur Zweit- und Drittimmobilie.
Gestiegene Ansprüche
Wegen der Corona-Krise waren viele Menschen gezwungen mehr Zeit zu Hause zu verbringen. Für das Leben und Arbeiten fühlten sich jedoch viele Wohnungen zu klein an. Infolge stieg die Nachfrage nach größeren Objekten, um mit ihr die Immobilienpreise.
Eigentumswohnungen verteuerten sich von ersten zum zweiten Quartal 2021 um 1%. Die Immobilienpreise für Ein- und Zweifamilienhäuser erhöhten sich um 0,4%, zeigt eine Studie des Hamburger Forschungsinstituts F+B. In den Vorjahresquartalen sind lagen die Steigerungsraten noch bei 4,5% und 3,6%.
Von einer Trendwende hin zu einer fallenden Immobilienpreisentwicklung 2022 wollte F+B-Geschäftsführer Bernd Leutner laut dpa aber nicht sprechen. Auf dem deutschen Wohnungsmarkt verändere sich allerdings nach den Jahren der hohen Anstiege der Immobilienpreise etwas, so der Experte.