Stahlpreis Prognosen: Anstieg mit angezogener Handbremse

An den Stahlpreis Prognosen für das erste Quartal 2022 scheiden sich die Geister: "Die Preise werden nicht sinken – dafür sind die Energiekosten in Europa zu hoch", zitiert Platts den Mitarbeiter eines Stahl-Service-Centers. Die Deutsche Industriebank (IKB) widerspricht: "Wir erwarten nachfragebedingt bis Ende Q1 weiter leicht sinkende Stahl- und Schrottpreise."

Der Stahlpreis für Warmband lag in der Region Westeuropa per 10. Janaur 2022 bei 918 Euro je Tonne, meldet Steel Benchmarker. Die Tendenz ist leicht aufwärtsgerichtet. So kletterte der Spotmarkpreis in den letzten Wochen über die Marke von 900 Euro zurück, nachdem er am 13. Dezember 2021 kurz auf 898 Euro abgesackt war.

Alle Aufmerksamkeit richtet sich auf die Autohersteller. Die nach zähen Verhandlungen abgeschlossenen Verträge mit den Stahlproduzenten sehen für 2022 Belieferungen zu deutlich höheren Flachstahlpreisen vor. Im Schnitt sind es 500 Euro je Tonne mehr, die die Abnehmer von Warmband, Kaltband und feuervertinkten Bandstahl bezahlen. Als im Herbst 2020 die Jahresverträge 2021 ausgehandelt worden waren, hatte der Warmbandpreis am Spotmarkt noch bei 510 Euro je Tonne gelegen.

Nach dem Chipmangel-Jahr 2021 wird eine Normalisierung der Auto-Produktion erwartet. Für die Stahlhersteller sind überdies die Zeiten niedriger Beschaffungskosten für Eisenerz und Kokskohle vorbei. Das alles spricht dafür, dass es im ersten Halbajahr 2022 zu einem Anstieg des Warmbandpreises Richtung 1.000 Euro je Tonne kommen wird.

Betonstahlpreise

Betonstahl Großansicht

Ein deutlicher Anstieg der Betonstahlpreise werde für das erste Quartal 2022 erwartet, hatte Fastmarkets wenige Tage vor Weihnachten in Aussicht gestellt. Bisher trat die Stahlpreisenwicklung 2022 allerdings auf der Stelle. Betonstahl kostet 810-850 Euro je Tonne inklusive Durchmesseraufpreis und nach Nordeuropa geliefert.

Unter kleineren deutschen Betonstahlverkäufern macht sich angesicht der aus ihrer Sicht zu niedrigen Preise Unmut breit. Der Bauträger eines Presigeobjektes in einer großen Stadt hat sich Betonstahl für 800 Euro gesichert. Damit könne man nicht kostendeckend arbeiten, so der Vorwurf. Ferner könne das Material nicht zu den tiefen Preisen des letzten Jahres eingekauft worden sein, da niemand so große Lager habe. Anfang 2021 kostete Betonstahl 650-670 Euro.

Wegen der gute Baukonjunktur sowie anhaltend hohen Energiekosten rechnen die meisten Marktbeobachter mit höheren Betonstahlpreisen. Auf dem italienischen Markt kam es bereits zu einem Preisanstieg. Hier kletterte der Betonstahlpreis Fastmarketes zufolge in der ersten Janaurwoche von 780-800 Euro auf 800-835 Euro.

Ob die Höchststände vom Sommer 2021 bei 940 Euro noch einmal erreicht werden, gilt allerdings als unwahrscheinlich. Damals überstieg die Nachfrage das Angebot erheblich. Inzwischen hat sich der Betonstahlmarkt laut Herstellern, Händlern und Abnehmern wieder weitgehend normalisiert und ausbalanciert.