Die Stahlpreise haben sich wegen dem Krieg in der Ukraine und seinen wirtschaftlichen Konsequenzen deutlich erhöht. Der Stahlhandel ist ausgetrocknet. "Käufer und Verkäufer halten sich zurück, um abzuschätzen, wie Verfügbarkeit und Nachfrage von der russischen Invasion der Ukraine beeinflusst werden", meldet Fastmarkets.
Derzeit ist es nicht möglich einen verlässlichen Stahlpreis für Warmband zu ermitteln. ArcelorMittal erhöhte seinen Verkaufspreis am 1. März 2022 um 180 Euro auf 1.150 Euro je Tonne. Zunächst sah es so aus, dass der Branchenprimus mit dieser Forderung übers Ziel hinausgeschossen ist.
Die Preisspirale dreht sich noch nicht so schnell wie im Sommer 2021. Damals stieg der Warmbandpreis wegen Lieferengpässen infolge einer mit staatlichen Konjunkturprogrammen übermäßig angeheizten Nachfrage auf 1.190 Euro. Der Markt ist inzwischen wesentlich besser mit Stahl versorgt.
Allerdings wurde der Stahlmarkt mit den Krieg in der Ukraine und den verhängten Wirtschaftssanktionen gegen Russland auf den Kopf gestellt. Der nordwesteuropäische Warmbandkontrakt für März 2022 kletterte seit Kriegsausbruch von 960 Euro auf 1.350 Euro. Der Kontrakt für April ist bereits bei 1.400 Euro.

Bei Langerzeugnissen sieht es ganz ähnlich aus. "Alle Hersteller sind abwesend, niemand stellt Preise", zitiert Platts einen Händler aus Benelux. Die Betonstahlpreise seien tagtäglich am "eskalieren". Laut einem Erzeuger müsse man mit 900-950 Euro inkl. Lieferung rechnen.
Am 23. Februar 2022, einem Tag vor Kriegsausbrauch, lag der Stahlpreis für nach Nordeuropa gelieferten Betonstahl laut Fastmarkets bei 820-860 Euro inklusive Durchmesseraufpreis.
Ausblick
Die wegfallenden Stahlimporte aus der Ukraine und Russland könnten sich als geringeres Übel herausstellen. 40 Prozent des von EU-Stahlherstellern verwendeten Eisenerzes und Kohle stammen aus Russland, der Ukraine und anderen früheren Sowjetrepubliken. Der Löwenanteil kommt aus Russland. Der Westen erwägt nun, ein Ölembargo gegen Russland zu verhängen. Es ist davon auszugehen, dass von einem solchem Importstopp auch Metalle und Kohle betroffen wären.
Laut politischen Beobachtern würde der Westen mit einem Gas- und Ölembargo den Machthabenden in Russland sagen: "Die Sanktionen nehmen wir nur zurück, wenn ihr Putin in die Wüste schickt."
In der Zwischenzeit müsste sich westliche Unternehmen aus anderen Ländern mit Rohstoffen versorgen. Das wäre erheblich teurer.
Der US-Stahlmarkt zeigt, wie sehr die Stahlpreise über das Ziel hinausschießen, heben politische Entscheidungen Angebot und Nachfrage aus den Angeln. Der US-Warmbandpreis kletterte im Oktober 2021 auf ein Rekordhoch von 2.143 US-Dollar (1.847 Euro) je Tonne.