Weil die Autobauer schneller aus der Krise kommen als gedacht, stehen die Stahlpreise für Flacherzeugnisse im November 2021 vor einer Trendwende. Noch kostet Warmband auf dem Spotmärkten in Deutschland, Benelux und Frankreich 950-1.020 Euro je Tonne ex-works. Doch das könnte sich schnell ändern. ArcelorMittal hat seinen Verkaufspreis für Lieferungen im ersten Quartal 2022 gerade auf 1.080 Euro heraufgesetzt.
"Die Marktnachfrage ist so hoch, dass ich höheren Absatz 2022 erwarten könnte", sagt Daimler-Finanzchef Harald Wilhelm. Von allen großen Autoherstellern sind zuletzt Signale einer Besserung gekommen. "Ich glaube, dass der Chipmangel Mitte nächsten Jahres verschwunden ist", sagt Frank Schwope, Autoexperte von der NordLB, laut einer Reuters-Meldung.
Noch laufen die Verhandlungen der Autobauer mit den Stahlherstellern über Lieferkonditionen für 2022. Und so will sich der Daimler-Finanzchef Wilhelm nicht zu sehr in die Karten gucken lassen. Eine genau Absatzprognose werde man erst später abgeben, so Wilhelm.
Die Stahlproduzenten haben den Braten längst gerochen. Sie halten die Spotmarktpreise für Warmband hoch, und die Verkaufspreise bei langfristigen Lieferverträgen noch höher. Sollten die Autobauer wieder zu ihrer hohen Produktion von vor dem Chipmangel zurückkehren, würden Stahlnachfrage und Stahlpreise erneut kräftig steigen, zitiert Platts einen deutschen Stahlhändler.
Tiefe Stahlpreis Prognosen nicht mehr zu halten
Der aktuelle Stahlpreis für Warmband am Spotmarkt liegt 150 Euro unter seinem Allzeithoch von Ende Juni 2021. Doch genau dieses Niveau oder noch höher könnte im ersten Quartal 2022, wenn die hohen Strom- und Gaspreise sowie die gestiegenen Rohstoffpreise mit voller Wucht auf die Produktionskosten der Stahlhersteller durchschlagen, erreicht werden.
Vor diesem Hintergrund gilt es im dritten Quartal getroffene Stahlpreis Prognosen für 2022 neu zu bewerten. Nachhaltig sinkende Stahlpreise erwarte man in der ersten Jahreshälfte 2022, hatte beispielsweise die Deutsche Industriebank (IKB) gesagt.
Bei Langerzeugnisse wie Betonstahl und Walzdraht zeigt der Preistrend bereits wegen der für 2022 erwarteten guten Baukonjunktur nach oben.
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